In China gibt man sich gern internationale Namen, aus lauter Höflichkeit, weil wir Ausländer viele chinesische Namen nicht so gut aussprechen können. Es geht auch anders rum, d.h. Ausländer bekommen einen chinesischen Namen. Bei meinem ersten Aufenthalt in Beijing wurde ich auch getauft, obwohl man Na Ta Sha – also die drei Laute meines Namens – super aussprechen kann. Die Silben haben sogar sehr nette Bedeutungen. Das hat mir einmal ein Stempelschnitzer erzählt, bei dem ich mir chinesische Sigelstempel habe machen lassen. Ich bekam also einen Namen, weil man sich einen Spaß daraus macht, jemanden symbolhaft und bedeutungsvoll zu taufen. Meinen chinesischen Namen habe ich längst vergessen, aber die Bedeutung weiß ich noch wie heute, denn da hat mich jemand ganz schön verhonepiepeln wollen. Schwangere Prinzessin. Ja, “schwangere”. Das war die Art und Weise, mich zu kritisieren, oder dezent auf etwas hinzuweisen. Für chinesische Verhältnisse (für deutsche vielleicht auch) bin ich einfach zu fett, wollte man mir damit sagen.
Nun gut. Für chinesische Mädchen haben hier bestimmte englische Namen Konjunktur. Mandy zum Beispiel oder auch Candy stehen ganz hoch im Kurs. Im Blockflöten-Orchester von Meng-Heng gibt es auch eine Michelle, eine Bertha und ebenfalls eine Bella. Meine Favoritin aber ist Melody. Sie ist neun Jahre alt und eine phantastische Virtuosin. Sie spielt seit der Kindergartenzeit Blockflöte. Einige Flöten sind größer als sie selbst. Macht ihr aber gar nichts aus. Melody spielt sie dann einfach auf der ersten Etage, das heisst mit Köfferchen als Stütze. Sie wird bestimmt einmal eine großartige Musikerin. Das sei hiermit prophezeit. Ich bin gespannt, was man in 10 Jahren von ihr weiß.
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