Martas Parthenon

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Marta Minujin baut ja für den Documenta-Standort Kassel ein Parthenon aus 100.000 verbotenen Büchern. Sie hat schon auf der Buchmesse in Frankfurt dafür geworben, im Oktober war sie auch in Kassel, um das Fundament des Parthenons abzustecken. Das wird gigantisch. So ein Parthenon hat sie schon einmal gemacht: 1983. In Buenos Aires. In 11 Tagen, wie sie mir vor ein paar Tagen im Interview erzählt hat. Damals waren es „nur“ 35.000 Bücher, aber die kamen blitzschnell zusammen und wurden blitzschnell zusammengezimmert zu einem Tempel. Dass alles so schnell ging, das hat sie damals gerettet. Alle wurden überrascht, und so konnte niemand einschreiten. Und genau darum war die Wirkung auch so groß, wie ein Fanal fast, die neue Demokratie in Argentinien zu manifestieren, ihr auf diese Weise gleich zu Beginn ein Zeichen zu setzen. Das war ein großartiger Coup und machte Marta noch mal viel berühmter. In Kassel wird die Überraschung schon auch groß werden. Nun, Kassel ist halt Kassel, und die Situation ist ja auch eine ganz andere. In Buenos Aires war es noch reine Provokation. Hoffentlich, hoffentlich macht Kassel das Beste draus. Dann könnte es auch hier richtig gut werden.

davDas Parthenon, überhaupt diese Bücher-Skulpturen sind Signatur-Arbeiten von Marta Minujin. Ich finde ja, dass Kassel stolz sein kann, ein Parthenon zu bekommen, zu haben und am Ende der d14 auch gehabt zu haben. Denn zum Aufbau gehört auch der Abbau bzw. das Teilhabenlassen aller am Kunstwerk. Zuerst spendet man, am Ende dürfen sich alle ein Buch aus dem Parthenon nehmen. Jedes Buch hat einen d14-Stempel, wenn man so will, macht das das Buch „wertvoll“. Dieses Kunstwerk ist also eine soziale Skulptur, auch ein „Multiple“. Egal, man kann jedenfalls auf verschiedene Art und Weise mitmachen. Man baut die Demokratie auf und am Ende wieder ab, nimmt aber ein Stück davon mit nach Hause, man wird zum Ideenträger. Jetzt im Moment können alle Bücher spenden. In Buenos Aires habe ich im Kulturzentrum von Recoleta diesen Sammelcontainer gesehen.   cof

Er ist neongelb, Marta Minujin arbeitet ja in ihren Bildern und Skulpturen mit Glow-Farben, Neons wie wir sie von Textmarkern kennen, Martas Sonnenbrille ist blau, klar, eine verspiegelte blaue RayBan Aviator large Size, und die Lippen sind knallrot. Ich glaube Chanel. In Buenos Aires meinte jemand, ich sag‘ nicht, wer, Marta würde die RayBan tragen, weil sie früher mal unter „Basedow“ litt und die Augen so raustraten. Wie bei Heino. Als ein Reporter sie in Kassel allerdings mal fragte, ob sie zum TV-Interview die Brille bitte abnehmen könnte (in Deutschland ist das so üblich, dass man nicht mit Sonnenbrille zum Interview antritt), entgegnete sie nur lakonisch: No, this is my make-up. Ich kam nicht umhin, sie zu fragen, wie viele RayBans sie hat. 30-40.

 

 

 

 


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