Das ist Takuya. Ein Taiko-Trommler aus Fukui. Er nennt sich auch “Taikoist”, was ein bisschen komisch nach Egoist klingt, obwohl da eigentlich ein Echo von “Solist” mitschwingen sollte. Takuya habe ich kennen gelernt, als ich auf der Suche nach einem japanischen Trommler war, den ich in Japan in einem Tempel filmen wollte. Für “drum stories”. So heißt mein neuer ARTE-Film, der etwas weirde Geschichten über die Trommel und das Trommeln erzählt und durch echt verblüffende Verbindungen klar macht, wie verschiedene Kulturen in Sachen Trommel ganz schön miteinander verwandt sind, obwohl sie nicht mal heiraten würden.
Wieso machst Du denn was über die Trommel und nicht über “Perkussion”? haben mich viele gefragt, denen ich von meinem Projekt anfangs mal so erzählt habe. Die fanden, dass man die Trommel nicht einfach aus der Gruppe der 1400 Perkussionsinstrumente rauslösen darf. Das wär’ ja naiv. Tja, aber die Trommel macht nunmal was mit uns, was das Xylophon oder die Triangel eben nicht können. Behaupte ich jedenfalls und kann man im Film auch ganz gut sehen und hören. Und das Bild von Takuya bringt das richtig gut in ein einziges Bild. Schön und gut – der Film ist aber Zukunft und beschäftigt mich gerade auch deshalb, weil wir mit der Arbeit daran so gut wie fertig sind. Und das ist immer ein gutes Gefühl.
Heute ist aber vor allem heute, und ich kam auf Takuya und die Doku, weil in diesen Corona-Zeiten ja jetzt auch wieder mehr Platz ist für Kultur – also für Zuhause-Kultur, für Filme und so. Die großen Institutionen sind ja alle geschlossen, wir winken uns gerade einmal online zu von ganz weit weg. Ich sitze drinnen, halte mich an das social distance-Gebot, mache Gymnastik, wische den Boden, räume die Besteckschublade aus und wieder ein, mache ein bisschen Musik, höre Deutschlandfunk, Christian Drostens NDR-Podcast (“Norden, Süden Osten: ich richte mich nach Drosten” – das ist leider nicht von mir), Böhmermanns “Fest und Flauschig” (täglich jetzt!), Rochis “Paardiologie” und “Fazit”. Der Weihnachtsstern ist umgetopft, die Festplatte halb entrümpelt, ich recherchiere für die nächsten Filme, schreibe einen Pressetext und mache home office, was für mich sowieso normal ist. Nur dass ich nicht rausgehe, weil wir es nicht sollen und Ausgangssperre etwas ist, an dem ich nicht mit schuld sein will. Und vor allem will ich nicht schuld sein, dass sich das Virus wie auch immer verbreitet. Also hole ich mir die große Kultur in mein kleines Zuhause, mit Deutschlandfunk, Netflix, Podcasts, Museums-Digitorials, Instagram-Konzerten und Mediatheken und, ja, linearem Fernsehen.
Mein Lieblings ist im Moment, und wahrscheinlich habe Ihr das sowieso schon mitbekommen, das tägliche Hauskonzert von Igor Levit auf Instagram. Wer noch kein Instagram hat: das ist jetzt wirklich ein Grund. Jeden Abend um 19.00 Uhr spielt er eine Stunde live in seinem Wohnzimmer. Er hat eine kleine Kamera aufgestellt, man sieht nur eine Totale. Aber das ist super. Heute Abend soll es Schubert geben oder Brahms. Total schön! @igorpianist
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